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Raiffeisen Research CEE Bankenstudie 2024

CE/SEE-Bankenmärkte Ertragsperle im europäischen Bankengeschäft – Eigenkapitalrenditen 8 Prozentpunkte höher als in Westeuropa


  • By Communications

Die Bankenmärkte in Zentral- und Südosteuropa (CE/SEE) übertreffen derzeit die schon sehr positiven Entwicklungen der letzten Jahre. „Im Jahr 2024 lag die Eigenkapitalrentabilität der Bankenmärkte in CE/SEE im Schnitt bei 15–20 %, im Vergleich zu knapp unter 10 % im Euroraum. Der relative Überertrag im regionalen CE/SEE-Bankengeschäft liegt mit knapp 8 Prozentpunkten eindeutig über dem langfristigen Durchschnittswert“, so Gunter Deuber, Chefökonom von Raiffeisen Research und Mitautor der jährlichen CEE-Bankenstudie. 

Bankenmärkte in SEE sind aktuell und langfristig Ertragsperlen 

Das regionale Ertragspotenzial im CE/SEE-Bankengeschäft schätzt man bei Raiffeisen Research derzeit auf fast EUR 30 Milliarden. Die erkennbare Erholung der Ertragsdynamik in Polen trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, im Jahr 2023 wurde erstmals die 20-Milliarden-Euro-Schallmauer beim regionalen Banken-Ertragspool durchbrochen. Die Bankenmärkte in Südosteuropa sind aktuell und aus langfristiger Sicht die Ertragsperlen im regionalen Bankengeschäft. In Rumänien und Serbien wurden im Sektorschnitt 2024 Eigenkapitalrenditen von 20 % erzielt. Die Ertragskraft der CE/SEE-Bankenmärkte liegt derzeit nahe bei den Rekordwerten der Jahre 2004 bis 2007, dies aber bei einem deutlich geringeren zugrunde liegenden Länderrisikoprofil.

Banken profitieren von solider realwirtschaftlicher Entwicklung

Die solide Performance im CE/SEE-Bankengeschäft führen die Raiffeisen-Research-Analysten auf ein Zusammenspiel mehrerer unterstützender Faktoren zurück. Eine vorsichtige geldpolitische Lockerung der lokalen Notenbanken ermöglicht das Halten gewisser Zinsmargen. Vor allem profitieren die Banken in CE/SEE aber von der äußerst soliden realwirtschaftlichen Entwicklung. „Die sich in gewisser Weise selbsttragende Wirtschaftsentwicklung im Sinne solider Zuwächse bei Konsum und Investitionen im Zusammenspiel mit rekordniedrigen Arbeitslosenquoten beschert den CE/SEE-Banken weiterhin sehr niedrige Risikokosten“, erläutert Deuber. Die Region CE/SEE habe es geschafft, sich partiell von der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zu entkoppeln.Die Raiffeisen-Research-Analysten erwarten für das Jahr 2025 weiterhin solide Ertragsperspektiven. „Die geldpolitische Lockerung sollte weiter vorsichtig voranschreiten, während die Kunden offenbar weniger Gelder in Termineinlagen umschichten. Zugleich entwickelt sich das Veranlagungsgeschäft weiterhin positiv, während auch im Jahr 2025 nicht mit deutlich höheren Risikokosten zu rechnen ist“, so Ruslan Gadeev, Senior Bankenanalyst bei Raiffeisen Research. Zudem sieht Gadeev eine positive Entwicklung bei der Vergabe von Wohnimmobilienkrediten, gleichzeitig könnte das Firmenkundengeschäft 2025 leicht anziehen. „Im Bereich der Gewerbeimmobilienfinanzierung, ein Sorgenfaktor in Österreich und Deutschland, steht die Region CE/SEE deutlich besser da. Die notleidenden Kredite legen hier im Gegensatz zu Westeuropa nicht zu, ihre Niveaus sind in diesem Sektor deutlich unter jenen in Teilen Westeuropas“, analysiert Gadeev.

Österreichische Banken weiterhin führend im CE/SEE-Bankengeschäft

Gemäß den von Raiffeisen Research analysierten lokalen Marktanteilen bleiben die heimischen Banken weiterhin klar führend im CE/SEE-Bankengeschäft. „Die österreichischen Großbanken und ihre regionalen Töchter stehen für circa 20–30 % des regionalen Bankengeschäftes in CE/SEE“, so Gadeev. Damit können österreichische Banken von der positiven regionalen Ertragsdynamik profitieren. Allerdings gibt es in vielen CE/SEE-Märkten auch eine banken- und transaktionsspezifische Extrabesteuerung. „Diese Maßnahmen könnten sich verfestigen, angesichts der herausfordernden Lage in Bezug auf die anstehende fiskalische Konsolidierung in Zentral- und Südosteuropa“, so Deuber. Aktuell sind gemäß der CEE-Bankenstudie 85 % der regionalen Bankenaktiva von einer Extrabesteuerung betroffen, in den Bankenmärkten Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei und Slowenien gibt es solche Maßnahmen.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Der Krieg in der Ukraine führte zu substanziellen Veränderungen in den CEE-Bankbilanzen. Die Russland-Obligos westlicher Banken wurden nochmals deutlich reduziert und liegen derzeit bei nicht-systemischen 4 % der Gesamtaktiva westlicher Banken in CEE bzw. nur noch 3 % der Wirtschaftskraft Russlands. In der Vergangenheit schlugen hier Werte von 20 % zu Buche. Die Bedeutung der stabileren EU-Märkte im CEE-Bankengeschäft stieg in den letzten Jahren. „Derzeit sind knapp über 90 % der regionalen CEE-Aktiva in EU-Märkten konzentriert, vor knapp zehn Jahren lag diese Kennzahl bei circa 75 %. Damit wird der finanzielle Wert der EU-Mitgliedschaft greifbar“, schlussfolgert Deuber.

Eine frei verfügbare Kurzfassung der CEE-Bankenstudie ist unter folgendem Link abrufbar.

Die vollständige CEE-Bankenstudie ist für registrierte Raiffeisen-Research-Kunden unter folgendem Link abrufbar.