6 Innovationen aus der Slowakei, die die Welt veränderten
Die Slowakei, ein kleines Land im Herzen Europas, das für seine beeindruckende Bergwelt und interessante Folkloretraditionen bekannt ist, hat auch etwas zu bieten, das man auf den ersten Blick nicht unbedingt mit diesem Land in Verbindung bringen würde. Innovationen, die auf zahlreichen internationalen Foren mit Preisen ausgezeichnet worden sind. Es sind viele, und wir haben die ausgewählt, die wir für die interessantesten halten oder die uns besonders gefallen.
Drei historische Innovationen
1. Der Fallschirm
Der Fallschirm wurde von Štefan Banič (1870 - 1941), geboren in Smolenice in der Westslowakei, erfunden und patentiert. Auf der Suche nach einem besseren Leben ging Banič 1907 in die USA. Die Idee, einen Fallschirm zu konstruieren, soll ihm gekommen sein, nachdem er Zeuge eines tragischen Flugzeugabsturzes geworden war. Im Jahr 1913 legte er seinen Prototyp den US-Behörden zur Prüfung vor. Der slowakische Fallschirm funktionierte nach dem Schirmprinzip und wurde mit Gurten über der Brust und unter den Armen am Körper des Piloten befestigt.
Ein Jahr später stellte er seine eigene Fallschirmkonstruktion der Öffentlichkeit vor. Die Demonstration war wirklich atemberaubend - Štefan Banič sprang vom Dach eines 15-stöckigen Gebäudes in Washington, DC. Das Patent wurde daraufhin vom US-Militär für wenige Dollar erworben.
1920 kehrte Štefan Banič in seine slowakische Heimat zurück. Ihm wird auch die Entdeckung von Driny zugeschrieben, einer bedeutenden slowakischen Höhle bei Smolenice.
2. Die Grubenpumpe
Jozef Karol Hell (1713 - 1789), slowakischer Maschinenbauingenieur und Erfinder, wurde in Banská Štiavnica in der Mittelslowakei geboren. Diese Region ist bekannt für den Abbau von Edelmetallen, insbesondere Silber. Banská Štiavnica hat auch eine bedeutende akademische Tradition und wurde 1993 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Hell wurde vor allem durch seine ausgeklügelten Bergbaumaschinen und Pumpen berühmt. Im Jahr 1736 erfand er eine Balkenpumpmaschine, der weitere Innovationen im Bergbau folgten. Die hölzerne Balkenpumpe konnte mehr als 200 Liter Wasser pro Minute bis zu 80 Meter hoch pumpen. Er konstruierte auch eine hölzerne Wassersäulenpumpmaschine und setzte 1758 ein neues Element für den Antrieb von Bergbaumaschinen ein - die Druckluft.
Zusammen mit einem anderen slowakischen Wissenschaftler, Samuel Mikovíni, half er, ein faszinierendes System von Wasserreservoirs in der Umgebung von Banská Štiavnica zu bauen, die als Energiequelle für die Bergbautechnik dienten, genannt "tajchy". Er baute auch eine Anlage zur Reinigung der Luft in den Bergwerken und zur Zufuhr von Frischluft in die unterirdischen Räume.
Durch diese revolutionären Veränderungen verbesserten sich die Arbeits- und Sozialbedingungen der Bergleute erheblich, wodurch auch die Gewinne der Bergwerke stiegen. Gemeinsam mit Professor Samuel Mikovíni vollendete Jozef Karol Hell als Chefingenieur die Mechanisierung der Bergbaumaschinen und trug zur Entwicklung des Bergbaus in Štiavnica bei.
Ein Tipp: Banská Štiavnica und seine "Tajchy" sollten Sie sich bei Ihrem Besuch in der Slowakei nicht entgehen lassen. In einigen von ihnen kann man sogar schwimmen! TOP von Štiavnica - Region Banská Štiavnica (banskastiavnica.travel)
3. Das erste Radio
Das erste Radio wurde von Jozef Murgaš (1864 - 1929) aus Tajov in der Mittelslowakei gebaut. Murgaš wurde im Dorf Tajov-Jabríková geboren und emigrierte als Kind mit seiner Familie in die USA. Dort wurde er später zu einem Pionier der drahtlosen Telegrafie.
Seine berühmteste Erfindung war die drahtlose Übertragung von Sprache vom Sender zum Empfänger, die ihm den Titel des Erfinders des Radios einbrachte. Seine Erfolge waren so groß, dass zur kommerziellen Verwertung seines Wissens und seiner Erfindungen 1905 in Philadelphia die Aktiengesellschaft Universal Aether Telegraph Co. gegründet wurde. Mit Hilfe dieser Firma gelang es Murgaš, einen Versuchsempfänger mit 60 Meter hohen Antennenmasten zu bauen.
Drei Innovationen der Gegenwart
1. Das fliegende Auto
Štefan Klein, ein slowakischer Designer, Konstrukteur und Universitätsprofessor, ist der Erfinder des ersten fliegenden Autos, mit dessen Entwicklung er 1990 begann. Inspiriert wurde er durch das fliegende Auto aus dem französischen Film Fantomas Unleashed. Die erste Version des AeroMobil 1.0 baute er in seiner Garage.
Das AeroMobil ist ein Hybridfahrzeug mit Flugoption. Zum Fahren benötigt man einen Führerschein und eine Pilotenlizenz. Der geschätzte Preis lag bei 1,6 Millionen US-Dollar. Das zweisitzige AeroMobil bewegt sich in der Luft wie ein Flugzeug. Es ist mit einem Propeller im hinteren Teil der Karosserie ausgestattet, der für den Vortrieb sorgt, sowie mit einem einklappbaren Flügel, der während des Fluges Auftrieb erzeugt. Es kann wie jedes andere Auto auf der Straße gefahren, an einer Tankstelle betankt und auf normalen Parkplätzen abgestellt werden.
Mit der Unterstützung des ersten Investors wurde die Version 2.5 des Fahrzeugs 2013 auf einer Messe in Montreal vorgestellt und war dort ein großer Erfolg. Im Jahr 2014 wurde der Prototyp des AeroMobils 3.0 auf der Pioneers Festival Konferenz in Wien vorgestellt. Dieses Modell bestand alle Tests sowohl in der Luft als auch am Boden und diente als Grundlage für weitere Versionen. Am 8. Mai 2015 hatte das AeroMobil seinen ersten Unfall. Štefan Klein stürzte mit seiner Erfindung aus einer Höhe von über 270 Metern ab. Er überlebte unverletzt, was die außergewöhnliche Sicherheit seiner Erfindung beweist. Dennoch hat sich das Interesse an seiner Erfindung nicht abgeschwächt, sondern eher verstärkt.
Nach einiger Zeit zog sich Štefan Klein jedoch aus dem Projekt zurück. Er gründete eine neue Firma, Klein Vision, und begann mit der Entwicklung eines neuen Modells, dem AirCar.
2. Die Ecocapsule
Die Ecocapsule ist ein mobiles Haus in Form eines Eies, das mit Sonnen- und Windenergie betrieben wird. Sie wurde von Nice Architect, einem Unternehmen aus Bratislava, entwickelt. Die Form ähnelt einem Ei, da diese Art der Konstruktion das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen minimiert. Die Wände bestehen aus zwei Glasfaserschichten, zwischen denen Polyurethanschaum liegt.
Das Haus kann nicht nur ganzjährig bewohnt werden, sondern auch als Notunterkunft für die Katastrophenhilfe, als wissenschaftliche Forschungsstation oder für die kurzfristige Vermietung in abgelegenen Gebieten genutzt werden.
Das Interessanteste an diesem Haus sind seine ökologischen Auswirkungen. Es wird hauptsächlich durch eine eingebaute Windturbine und ein hocheffizientes Solarpanel angetrieben. Bei Außentemperaturen zwischen -5°C und 50°C erzeugt die Konstruktion mehr Energie als sie verbraucht. Sie verfügt über eine effiziente Klimaanlage und einen Wärmetauscher, der die Abluft nutzt, um die angesaugte Frischluft zu erwärmen. Die Kapsel nutzt auch Regenwasser, das durch ein Vorfiltersystem und zwei UV-LED-Lampen aufbereitet wird. Die Kapsel ist mit einem Zentralcomputer ausgestattet, der den Strom- und Wasserstand überwacht und über eine mobile App gesteuert werden kann. Die Kapsel soll es ihren Bewohner:innen ermöglichen, für einen Zeitraum von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten unabhängig vom Stromnetz zu leben.
3. Biometrie von Innovatrics
Das slowakische Unternehmen Innovatrics war weltweit das erste Unternehmen, das eKYC-Lösungen eingeführt hat, die eine umfassende Identitätsprüfung und -verwaltung aus der Ferne ermöglichen. Diese Lösung ist speziell auf die Bedürfnisse von Banken und Telekommunikationsunternehmen beim Online-Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen an Neukunden zugeschnitten.
Die Tatra banka ist eine der Banken, die diese Technologie von Innovatrics einsetzt. Sie war die erste Bank in der Slowakei, die diese Technologie zur Verifizierung ihrer Kunden im Rahmen des Kontoeröffnungsprozesses oder bei der Aktivierung des als Čítačkaᵀᴮ (Readerᵀᴮ) bekannten Authentifizierungstools einsetzte.
Die Gesichtsbiometrie der Tatra banka (Face biometricsᵀᴮ) basiert auf einer Technologie, die eine Reihe verschiedener Punkte und Flächen im Gesicht scannt und auswertet. Sie unterscheidet, ob es sich bei dem gescannten Objekt tatsächlich um eine Person oder nur um ein Foto handelt, und vergleicht dann das gescannte Gesicht mit dem Foto im Personalausweis.
Die Gesichtserkennung berücksichtigt auch verschiedene Abweichungen, stellt fest, ob die Augen und der Mund des Kunden/ der Kundin offen oder geschlossen sind, ob er/sie eine Brille trägt und kann das Geschlecht und das Alter der Person, deren Gesicht gescannt wird, erkennen.
Die Tatra banka hat die Nutzung dieser Technologie weiter vorangetrieben und bietet ihr Produkt Face biometricsᵀᴮ auch Dritten an. Dadurch können andere Unternehmen ihre gesetzlichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Identifizierung von Personen leichter erfüllen und vor allem den Registrierungs- und Dateneingabeprozess für ihre Endkund:innen vereinfachen.
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