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Mann schaut auf Fabrik

Deloitte-Studie: Österreich liegt im internationalen Mittelmaß

Österreich steckt seit Jahren in einer Wettbewerbsfähigkeits-Krise. Laut der „Deloitte Radar 2023“-Untersuchung stagniert der Wirtschaftsstandort Österreich auf internationalem Mittelmaß. Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich, fasst zusammen, dass Österreich keine bedeutenden Fortschritte erzielt und sich eher
seitwärts bewegt.


  • By Gregor Blitschnau
  • Market Trends

Der Wirtschaftsstandort Österreich befindet sich seit Jahren im internationalen Mittelmaß, geht es nach der Untersuchung „Deloitte Radar 2023“. „Österreich kommt nicht wirklich vom Fleck. Seit Jahren gibt es eine Seitwärtsbewegung“, fasst Deloitte-Österreich-Chef Harald Breit die Ergebnisse der Analyse der wichtigsten internationalen Wirtschaftsrankings zusammen.

Factory worker working in the factory

Österreich positioniert sich im internationalen Vergleich im soliden Mittelfeld der Industrienationen und erreicht regelmäßig den rund zehnten Platz im europäischen Vergleich. Gemäß dem renommierten World Competitiveness Index des IMD belegte die Alpenrepublik im Jahr 2022 weltweit den 20. Platz und unter den europäischen Ländern den 11. Rang.

„Besonders muss uns zu denken geben, dass nicht die Big Player vorne zu finden sind, sondern Länder, die von der Größe und Volkswirtschaft her durchaus mit Österreich vergleichbar sind, wie die Schweiz, Schweden und Dänemark“, so Breit.

Arbeitsmarkt als große Herausforderung

Obwohl Österreich große Anstrengungen unternimmt und ehrgeizige Ziele verfolgt, gelingt es nicht, an der Spitze mitzuspielen. Der CEO von Deloitte Österreich fordert die Wirtschaftspolitik auf, sich nicht mit dem soliden Mittelfeld zufriedenzugeben, sondern stattdessen höhere Maßstäbe zu setzen und eine Top-5-Platzierung anzustreben. Dafür besteht dringender Handlungsbedarf. Insbesondere der anhaltende Arbeitskräftemangel in Verbindung mit der bevorstehenden Pensionierungswelle stellt den Wirtschaftsstandort vor Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Dies wird auch durch eine Umfrage unter 185 führenden heimischen Führungskräften bestätigt, die für die Untersuchung durchgeführt wurde. 41 % der Befragten rechnen mit einer negativen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Es gibt bereits jetzt kaum eine Branche, die vom Arbeitskräftemangel verschont bleibt, wie Elisa Aichinger von Deloitte Österreich berichtet. Über zwei Drittel der Befragten beurteilen die Verfügbarkeit von Fachkräften negativ und sehen entweder „genügend“ oder „nicht genügend“ Fachkräfte, während lediglich 8 % keine größeren Probleme wahrnehmen.

Die Einschätzung der generellen Verfügbarkeit von Arbeitskräften spiegelt ein ähnliches Bild wider: 57 % bewerten sie als  "genügend” oder „nicht genügend”, 36 % als „befriedigend” und lediglich 8 % als „gut” oder „sehr gut”. Laut Breit fehlt es in Österreich an Ambition, das strukturelle Problem des Personalmangels zu lösen. Dies ist besorgniserregend, da uns der
Arbeitskräftemangel noch lange begleiten wird.

Hohe Steuern als zusätzliche Belastung

Jedoch besteht nicht nur auf dem Arbeitsmarkt Handlungsbedarf, sondern auch in Bezug auf die Digitalisierung und den Standortfaktor Staat und Unternehmen wird Österreich im Vergleich zum Vorjahr schlechter wahrgenommen. Lediglich knapp ein Viertel der befragten Führungskräfte bewertet das Wirtschaftswachstum als „sehr gut” oder „gut”, während es im Vorjahr noch fast die Hälfte war.

Auch die überbordende Bürokratie wird weiterhin als belastend wahrgenommen, da lediglich 6 % ein „sehr gut“ oder „gut“ vergeben. Auf der anderen Seite stößt die hohe Einkommensbesteuerung vielen sauer auf – 59 % der Unternehmen bewerten sie als „genügend“ oder „nicht genügend“. Deloitte-Partner Herbert Kovar betont, dass Österreich ein Hochsteuerland ist. Mit derart hohen Arbeitskosten wird es schwierig sein, Arbeitskräfte aus anderen Ländern anzulocken. Die Abschaffung der sogenannten kalten Progression, bei der die Steuertarife nicht an die höheren Einkommen angepasst werden und somit zu einer schleichenden Steuererhöhung führen, war jedoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 9 von 10 Führungskräften fordern weitere Entlastungen, wie beispielsweise eine Senkung der Lohnnebenkosten und weitere Steuersenkungen auf Einkommen.

Positiver Stimmungstrend erkennbar

​​Trotz der zahlreichen Widrigkeiten hat sich die Stimmung in der Wirtschaft im Vergleich zum vergangenen Herbst verbessert. 70 % der Führungskräfte würden aktuell eine positive Stimmung im Management wahrnehmen, im Herbst 2022 seien es noch 42 % gewesen, als die befürchteten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs wie steigende Energie- und Rohstoffkosten auf die Stimmung gedrückt haben. Inzwischen seien zumindest die Großhandelspreise wieder gesunken, „und der befürchtete wirtschaftliche Einbruch ist vorerst ausgeblieben“, resümiert Breit.

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