Grünes Licht für Hedging-Innovationen

ESG-Derivate sind Finanzinstrumente, die an die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens gebunden sind. Sie dienen wie herkömmliche Derivate dazu, Zins-, Währungs- oder Inflationsrisiken zu steuern, jedoch werden zusätzlich bestimmte ESG-Kennzahlen (KPIs) vereinbart. Bei Erreichen der KPIs profitiert das Unternehmen z. B. von der Zahlung eines niedrigeren Swapsatzes oder dem Handel zu einem attraktiveren Devisenterminkurs. Wird das Ziel nicht erreicht, zahlt das Unternehmen eine Pönale. Die RBI spendet diesen vordefinierten Betrag bei Fälligkeit des Geschäfts an eine Non-Profit-Organisation.

Die Verringerung negativer Umweltauswirkungen ist derzeit eine der obersten Prioritäten von Unternehmen, Investoren und deren Stakeholdern gleichermaßen. Durch den Abschluss von ESG-gebundenen Derivatetransaktionen unterstreicht ein Unternehmen sein Engagement für seine allgemeine ESG-Strategie gegenüber Kunden und Stakeholdern.

Die ESG-Bindung von Derivaten kann so strukturiert werden, dass sie spezifische ESG-Kennzahlen, Indizes oder Nachhaltigkeitsziele widerspiegelt. Diese können von der Reduzierung von Abfällen über CO2-Emissionen bis hin zur Nutzung nachhaltiger Energie reichen.  Die betreffenden Derivate sind identisch mit ihren nicht ESG-gebundenen Pendants und daher genauso geeignet die zugrundeliegenden Risiken abzusichern.

Bei der Definition von KPIs für den Handel mit ESG-gebundenen Derivaten können Unternehmen wertvolles Feedback von den beteiligten Banken einholen und ihre aktuelle ESG-Strategie auf den Prüfstand stellen. Renommierte und innovative Finanzinstitute bieten ihren Kunden sogar eine hochwertige ESG-Beratung als Dienstleistung zusätzlich zur klassischen Produktpalette an. 

Da ESG-gebundene Derivate in der Regel mit Bonus/Malus arbeiten, bieten sie die Chance, die Absicherungskosten zu senken, wenn die ESG-KPIs erfüllt werden. Ist dies nicht der Fall ist, sind die Kosten aufgrund der Pönale zwar höher als bei einem normalen Derivat, aber in jedem Fall können Unternehmen glaubhaft zeigen, dass sie an ihre eigene ESG-Strategie glauben, da die Pönale karitativen Zwecken dient.

Die nachhaltigen Einlagen der Raiffeisen Bank International schaffen Anreize für umwelt- und sozialverträgliche Aktivitäten der Einleger. Durch die Wahl nachhaltiger Einlagen können Unternehmen Organisationen oder Projekte unterstützen, die sich vorrangig für ökologische und soziale Belange einsetzen. Unternehmen können mit nachhaltigen Einlagen ihre finanziellen Aktivitäten mit ihren Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen und den Übergang zu einer umwelt- und sozial verträglicheren Wirtschaft unterstützen. Im Vergleich zu einer regulären Einlage bieten nachhaltige Einlagen zwar eine etwas geringere Rendite, allerdings können Unternehmen die positiven Auswirkungen der Anlage in Ihren Nachhaltigkeitsbericht aufnehmen und so Stakeholder überzeugen.

Der obligatorische Emissionshandel verpflichtet Unternehmen in bestimmten Branchen, z. B. Versorgungsunternehmen, Stahlproduktion usw., das Recht zum Ausstoß einer Tonne CO2 oder anderer Treibhausgase in Form von Zertifikaten zu erwerben. Das EU-Handelssystem ist gut etabliert und stark reguliert. Die Zertifikate im europäischen System (EUA - EU-Allowances) werden täglich an den Börsen in Amsterdam und Leipzig gehandelt und von der RBI als Sicherheiten akzeptiert. Mit einem Repo-Geschäft (Repurchase operation, Rückkaufsvereinbarung) können Unternehmen das Zertifikat an einem bestimmten Tag an die RBI verkaufen und zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. 3 Monate später) zu einem vorher vereinbarten Preis (inkl. Zinsen) zurückkaufen. Aufgrund der hochwertigen Sicherheit (im Falle eines Ausfalls sofort verwertbar), bietet dieses Rückkaufsgeschäft attraktive Kreditkonditionen und ist eine interessante Refinanzierungsquelle für Unternehmen oder eine Möglichkeit zur aktiven Nutzung einer ansonsten ungenutzten Bilanzposition.  

Übrigens: Neben dem obligatorischen Markt mit dem Ziel, einen Preis für Emissionen festzulegen, gibt es noch einen freiwilligen Markt mit dem Ziel, Emissionen zu reduzieren oder auszugleichen. Hier werden Emissionsgutschriften gehandelt: Unternehmen können zum Beispiel CO2-Gutschriften kaufen, die durch die Anpflanzung von Mangroven in Brasilien, die Wiederaufforstung in Kanada oder die Renaturierung von Moorland in Österreich entstanden sind. Dieser Markt ist für Unternehmen interessant, die ihren CO2-Fußabdruck verringern wollen oder sich verpflichtet haben, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Da der Markt jedoch weniger entwickelt und reguliert ist, basiert er derzeit überwiegend auf gutem Willen. Engagements auf diesem Markt bergen außerdem gewisse Reputationsrisiken, da sich einige Projekte in der Vergangenheit als betrügerisch erwiesen haben. Unsere Risiko- und ESG-Expert:innen beobachten diese Marktentwicklungen und Trends genau. 

Innovative Finanzprodukte, die an ESG-Kriterien (Environment, Social and Governance) gekoppelt sind, decken die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Finanzierungen und ermöglichen so den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Durch diese Prozesse werden auch ESG-Kennzahlen und Berichtsrahmen entwickelt, die eine genauere und einheitlichere Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen ermöglichen.  Alles in allem können Anleger fundiertere Entscheidungen treffen und Unternehmen sind angehalten, verantwortungsvoll zu handeln.