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Kroatien

Europäische Integration abgeschlossen: rasche Einführung des Euros, aber kein Selbstläufer

Kroatien hat es geschafft, innerhalb von kurzer Zeit dem Euro-Währungsgebiet beizutreten. Unsere Experten ziehen ein Fazit zur Einführung des Euros und zu den Hintergründen der raschen Integration. Erfahren Sie mehr. 


  • By Dorota Strauch, Zrinka Živković-Matijević, Gunter Deuber
  • Market Trends

Vor fast einem halben Jahr wurde Kroatien das 20. Mitglied des Euro-Währungsgebiets (EA) und rundete mit dem Beitritt zum Schengen-Raum den zehnten Jahrestag seiner EU-Mitgliedschaft perfekt ab. Wie Slowenien, das 2004 der EU und 2007 dem Euroraum beitrat, war Kroatien von Anfang an entschlossen, den Euro so schnell wie möglich einzuführen. Insbesondere durch die starke Abhängigkeit vom Tourismus und der Handels- und Finanzbeziehung zu anderen Ländern im Euroraum hat die gesamte Wirtschaft historisch bereits einen hohen Grad an Euroisierung aufgewiesen. Aufgrund einer komplexen Mischung aus lokalen und externen Faktoren gelang es Kroatien jedoch nicht, den Euro so schnell einzuführen wie das benachbarte Slowenien.

Schnelle und reibungslose Euro-Einführung

Das strategische Ziel der Euro-Einführung war bereits mit dem fast zehn Jahre zurückliegenden EU-Beitritt Kroatiens geplant. Wie jedoch die Beispiele der mitteleuropäischen EU-Mitglieder Tschechien, Ungarn und Polen zeigen, ist die Verpflichtung allein kein Garant für eine rasche Euro-Einführung: Die CE-3 sind noch weit von einem Beitritt zum Währungsblock entfernt, während jedes dieser Länder fast ein Jahrzehnt länger Mitglied der EU ist als Kroatien. In keinem der CE-3 sind aktuell Ambitionen für einen Euro-Beitritt erkennbar – ganz zu schweigen von einer gemeinsamen politischen Vision oder einer detaillierten Planung. Daher ist es umso beeindruckender, dass Kroatien nur 2,5 Jahre im “Wartesaal” des Euroraums, dem WKM II, verbracht hat. Angesichts der zahlreichen Krisen der letzten drei Jahre ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass die letzte Phase der Euro-Einführung in Kroatien schnell und reibungslos verlief. Nur Griechenland verbrachte in diesem Prozess weniger Zeit im WKM II. Allerdings war der Weg zum Euro alles andere als einfach.

„Kroatien hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der realen Konvergenz mit dem Euroraum gemacht. Sein Pro-Kopf-BIP, das 2012 etwa 55 % des Durchschnitts im Euroraum betrug, erreichte 2022 etwas mehr als 70 %. Ein nachhaltiges und dauerhaftes Wachstum erfordert jedoch eine Steigerung der Produktivität und der Wettbewerbsfähigkeit. Um die reale Konvergenz zu beschleunigen, muss Kroatien Strukturreformen durchführen, insbesondere im öffentlichen Sektor. Die Stärkung der institutionellen Kapazitäten und der Rechtsstaatlichkeit wird ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Wirtschaftswachstums spielen. Mit dem Beitritt zum Euroraum hat Kroatien die Möglichkeit erhalten, die Interessen eines kleinen Landes innerhalb einer angesehenen Gesellschaft zu vertreten, und es hat seine geopolitische Position gestärkt.”

Dorota Strauch

Dorota Strauch, CEE Lead & Head of Research RBI Poland

Zrinka Živković-Matijević, Head of Research, RB Croatia

Zrinka Živković-Matijević, Head of Research, RB Croatia

„Kroatien war von Anfang an fest entschlossen, den Euro so schnell wie möglich einzuführen. Dies basierte vor allem aufgrund des historisch bedingten hohen Euroisierungsgrades der gesamten Wirtschaft, der starken Abhängigkeit von Tourismus und der Exposition gegenüber den Ländern, mit denen es heute eine eigene Währung teilt. Der Weg in die Eurozone war jedoch alles andere als einfach. Jetzt bietet es eine große Chance, denn Kroatien befindet sich in einer „prestigeträchtigen Gesellschaft”, die auch die Interessen eines kleinen Landes vertreten kann, das mit dem Beitritt zur Eurozone dennoch seine geopolitische Position gestärkt hat.”

„Der lokale Bankenmarkt ist ein perfektes Spiegelbild der neuen Dynamik in der Wirtschaft. Unter den sechs großen regionalen Bankenmärkten (PL, CZ, HU, SK, RO, HR) war Kroatien Anfang der 2000er Jahre der viertgrößte Markt. Die schwache Wachstumsleistung in den 2010er Jahren gepaart mit makroökonomischen Unsicherheiten führte zu einem relativen Bedeutungsverlust. Infolgedessen rutschte der kroatische Bankenmarkt auf den regionalen Rang 6 ab. Von dem Tiefpunkt in den Jahren 2019/2020 mit 4,9 % Anteil an den CEE-Engagements wesentlicher Banken im Vergleich zu 8 %+ Anfang der 2000er Jahre hat sich Kroatien erholt. Nun liegt der Anteil Kroatiens an den regionalen Engagements westlicher Banken wieder bei 5,6 %. Diese relative Überperformance entspricht einem Exposure-Wachstum von 30 % seit Juni 2020, verglichen mit einem Wachstum des regionalen Bankensektors von 10-15 %. Wir führen die positive Entwicklung auf die klare Euro-Beitrittsperspektive zurück. Zumal sich das Risiko-Ertrags-Verhältnis im CE/SEE-Bankensektor aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen an den EUR-Zinsmärkten derzeit wieder zugunsten von Euro-Märkten wie der Slowakei und Kroatien verschiebt.”

Gunter Deuber, Chefvolkswirt, Raiffeisen Research, RBI.

Gunter Deuber, Chefvolkswirt, Raiffeisen Research, RBI

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