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Ein mit Raiffeisen Bank gebrandetes Förderband mit gelben Münzen symbolisiert optimierte Lieferkettenlösungen und effiziente Arbeitsabläufe

Best Practice: Flexible Working Capital Lösungen in allen Farben und Formen

In einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld mit gestiegener Zinslandschaft ist das Thema Working Capital bei vielen Unternehmen auf der Prioritätenliste nach oben gerutscht. Zudem waren die letzten Jahre geprägt von globalen Lieferkettenschocks. Wie unterschiedlich und individuell Working-Capital-Lösungen sein können, zeigt das Interview, das Dirk Fehring, Senior Director Supply Chain Finance bei der RBI, mit Reinhard Ehrenberg, Head of Group Treasury beim österreichischen Rohstoff-, Baustoff- und Fliesenproduzenten LASSELSBERGER, und Dominic Walch, Head of Group Treasury beim österreichischen Holzwerkstoffhersteller EGGER, geführt hat. Was alle Working-Capital-Lösungen der RBI gemeinsam haben: Bester Service, persönliche Beratung und langjährige Kundenzufriedenheit.


  • Success Stories

Dirk Fehring (RBI): Herr Ehrenberg, Herr Walch, welchen Herausforderungen steht Ihr Unternehmen bei der Optimierung des Working Capitals derzeit gegenüber?

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Working Capital Management ist für mich persönlich mehr als ein Finanzierungsprodukt, es geht um die Optimierung entlang der Wertschöpfungskette. Es sind sehr viele Stakeholder im Spiel, wie z.B. Lieferanten, Kunden,  die Einkaufs- und Vertriebsabteilung, die man entsprechend optimieren und einbinden sollte. Themen wie z.B. Zahlungsziele und Skonto sind dabei sehr wichtig und sollte man sowohl auf der Debitoren- als auch auf der Kreditorenseite betrachten. In diesem Zusammenhang gilt: Wenn ich nicht selbst optimiere, dann werde ich von meinen Geschäftspartnern optimiert, und das zu Ungunsten des eigenen Unternehmens. Aus diesem Grund sehe ich viele Stellschrauben, an denen man drehen kann. 

Dominic Walch (Egger): Durch das Preisniveau und die Preisvolatilität über die letzten Jahre, gerade auch getrieben durch schwankende Rohstoffpreise, ergab sich ein erhöhter Working-Capital-Bedarf beziehungsweise eine erhöhte Kapitalbindung im Working Capital. Damit hat sich der Fokus hier in den letzten Jahren verschärft und die Diskussion zum Thema Working Capital wurde in den letzten zwei bis drei Jahren im neuen Zinsumfeld vereinfacht, weil die Effekte seither wieder verständlicher zu diskutieren sind als in einer Nullzinsphase. Wir haben historisch einen starken Fokus auf den Bereich Accounts Payable gesetzt, hier Prozesse und Zahlläufe standardisiert und entsprechend Optimierungen umgesetzt.

Dirk Fehring (RBI): Wenn man das Working Capital als Unternehmen verbessern möchte, hat das Treasury ja grundsätzlich drei Stellschrauben. Einmal bei den Lieferantenverbindlichkeiten, einmal im Bereich Lagerbestände und dann auch bei Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Herr Walch, haben Sie Lösungen für Payables und/oder Inventory implementiert? Und wenn ja, welche beziehungsweise wenn nein, warum haben Sie es bisher nicht gemacht?

Dominic Walch (Egger): Bis dato haben wir nur Lösungen für den Bereich Receivables im Einsatz, aber wir haben Lösungen für Payables und Inventory regelmäßig geprüft. Wir haben bisher keine Struktur gefunden, die aus einer Gesamtsicht zu uns passt. Relevante Aspekte bei diesen Lösungen sind für uns unter anderem der strukturelle Fit, insbesondere die operative Abwicklung und der Einklang mit unserer Finanzierungsstrategie, welche Währungen können abgebildet werden, welche Erfahrungen haben Anbieter hier im Gesamtkonstrukt? Teilweise gibt es Fintech-Lösungen, auch in Kombination mit einer Bank als Partner. Wie langfristig sind diese Beziehungen? Wie sehen die Gesamtkosten für diese Lösungen aus? Und wie ist die bilanzielle Abbildung dieser Strukturen? Unter dieser Gesamtsicht fanden wir bisher keine passenden Lösungen für uns.

Dirk Fehring (RBI): Herr Ehrenberg, Ihr Unternehmen ist stark von der Baubranche abhängig und das Geschäft ist ja eher zyklisch. Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie auf der Payables- oder Inventory-Seite etwas implementiert?

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Lasselsberger macht auch im Bereich WCM-Produkte tourlich ein Marktsounding. Auf der Payables-Seite gibt es aus meiner Sicht schon das eine oder andere Produkt, welches relativ smart ist und leicht konzernweit einsetzbar wäre. Aber unsere Benchmark ist eben die Konzernmarge, die doch deutlich darunter liegt. Die Inventory-Seite, die aus meiner Sicht die komplexeste bei den Produktlösungen ist, überprüfen wir in unregelmäßigen Abständen. Das Margengefüge ist dort nochmals höher, weil in diesem Bereich zumindest für unsere Baustoffprodukte die Lösung sehr komplex ist (SPV, Sachverständiger etc.). Sollte es aber in Zukunft einfachere bzw. günstigere Produkte in diesem Segment am Markt geben, werden wir das sicher aufgrund unseres doch nicht unerheblichen Lagervolumens prüfen. 

Experten der Raiffeisen Bank International stehen vor einem Präsentationsbildschirm während einer Konferenz, auf dem der Slogan "Make it happen" angezeigt wird
Dominic Walch - Head of Group Treasury EGGER, Dirk Fehring - Senior Director Supply Chain Finance RBI, Reinhard Ehrenberg - Head of Group Treasury LASSELSBERGER

Dirk Fehring (RBI): Ihre beiden Unternehmen haben ja schon seit Jahren Receivables-Financing-Lösungen im Einsatz. Herr Walch, wie sieht Ihre Lösung aus und was waren die entscheidenden Kriterien, um sie zu implementieren?

Dominic Walch (Egger): Wir nutzen eine klassische Factoring-Lösung mit zwei Receivables-Finance-Programmen, eines davon von der RBI. Dieses Programm haben wir 2016/17 implementiert, und zwar im Doppelstock-Verfahren. Das heißt, wir haben eine interne Finanzierungsgesellschaft, die im ersten Schritt die Forderungen auf wöchentlicher Basis vollumfänglich von den Tochtergesellschaften ankauft und dann im zweiten Schritt den bedarfsabhängigen Verkauf an die externen Programme durchführt. Wir haben in den Programmen, auch mit der RBI, 13 Gesellschaften in 7 Ländern und 5 Währungen integriert

Jeder Debitor, der durchaus von mehreren Gesellschaften beliefert wird, ist klar einem Programm zugeteilt. Wir arbeiten mit einer Warenkreditversicherung zur Optimierung des Debitorenrisikos für das Portfolio und die Struktur ist als IFRS Off-Balance konzipiert.

Der ausschlaggebende Grund für diese Lösung war, dass wir bereits eine Warenkreditversicherung in der EGGER Gruppe im Einsatz hatten und diese auch unabhängig von der Factoring-Lösung nutzen. Insofern war es vorteilhafter, diese mit einem klassischen Factoring zu kombinieren als mit einer Asset-Based-Finance-Struktur (ABS) und für unsere Anforderungen war die Lösung flexibler. . 

Dirk Fehring (RBI): Herr Ehrenberg, warum haben Sie sich gegen eine klassische Factoringlösung entschieden?

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Bei uns ist es ein bisschen anders: Wir arbeiten seit knapp zehn Jahren mit der ABF-Lösung, ebenfalls als Off-Balance strukturiert, aber in diesem Fall ist es eine Mischung zwischen klassischem Factoring und einer ABS-Credit Enhancement Polizze.  Außerdem verkaufen die Tochtergesellschaften ihre Forderungen direkt, ohne Bündelung durch den Konzern.

Wir haben uns aus mehreren Gründen für diese Lösung und nicht für ein klassisches Factoring entschieden. Das bestehende Produkt bietet eine Multi-Currency-Lösung mit der Einbindung von unterschiedlichen Jurisdiktionen, wie zum Beispiel Benelux, Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien oder Osteuropa. In diesen Ländern hätten klassische Factoring-Lösungen nicht ausgereicht.

Der Verkauf in Bausch und Bogen war für uns ebenfalls ein wichtiges Kriterium, da es keinen Minimalbetrag für den einzelnen Debitor gibt - selbst eine Forderung von nur fünf Euro könnte ich rein theoretisch verkaufen. Daher kann ich das verkaufte Volumen maximieren, außerdem ist der Datenexport für den Verkauf aus SAP sehr einfach und effizient. 

Das Programm selbst konnte relativ rasch und unkompliziert aufgesetzt werden, und in der laufenden Handhabung nimmt es wenig Zeit in Anspruch. Aber natürlich muss auch bei solchen Spezialprodukten der Preis passen, die Konzernmarge bleibt ebenfalls unser Benchmark. 

Dirk Fehring (RBI): Ein weiterer Unterschied der beiden Lösungen ist das Commitment , Herr Ehrenberg, warum haben Sie sich für eine nicht kommittierte Lösung entschieden?

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Priorität bei diesem Produkt hatte eher eine Optimierung der Bilanz-Kennzahlen, das Thema Liquiditätssicherung ist in diesem Fall nur ein sekundärer Effekt. Daher haben wir uns gegen eine kommittierte Linie bei der Forderungsfinanzierung entschieden. Zur Sicherung der Konzernliquidität haben wir einen eigenen syndizierten Kredit (=RCF) mit entsprechend großem Headroom an kommittierten Linien für unsere Liquiditätsreserve. Für die Ziehung der RCF-Linie benötige ich keine Forderungen. Bei einem Baustoffkonzern stellt sich auch das Thema Saisonalität, sprich in den kalten Monaten verkauft man immer weniger als in den warmen Monaten und gerade in dieser Zeitperiode braucht der Konzern durchaus mehr Liquidität. 

Dirk Fehring (RBI): Herr Walch, warum war Ihnen eine kommittierte Factoring-Linie wichtig?

Dominic Walch (Egger): In unserem Unternehmen ist das Factoring eine unserer drei Säulen der Finanzierung und unser wesentliches Instrument für die kurzfristige Finanzierung und den Ausgleich von Liquiditätsschwankungen aus dem Working Capital. Daher ist uns wichtig, dass wir hier eine langfristige Struktur haben mit einem wichtigen strategischen Partner, aber auch mit einem Commitment des Partners, was uns eine zusätzliche Sicherheit in Form der Ankaufsverpflichtung gibt.

Da muss man auch berücksichtigen, dass wir einen relativ stabilen Forderungsbestand im Jahresverlauf haben. Nichtsdestotrotz zeigt sich dann auch in Krisenphasen wie Covid, das sich hier der Bestand an Forderungen wesentlich verändern kann, aber auch, dass die Warenkreditversicherungslimits sich wesentlich verändern können, was dann auch die Finanzierungsmöglichkeiten negativ beeinträchtigen kann, trotz Commitment.

Dirk Fehring (RBI): Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die auf der Suche nach einer Lösung für die Forderungsfinanzierung sind?

Dominic Walch (Egger): Es ist wichtig, zu verstehen, wie sich der Forderungsbestand des Unternehmens entwickelt, welche Versicherungslösung in Frage kommt und auch welche bilanziellen Erwartungen man hat. Zusätzlich sollte man sich die Frage stellen, ob man ein Programm mit einem externen Berater aussuchen und implementieren möchte oder das alleine macht, da gilt es abzuwägen, ob man die Ressourcen hausintern hat oder externe Unterstützung hilfreich ist. Aber man muss sich auch Klarheit verschaffen über die Kosten, sowohl die direkte Kosten, aber auch indirekte Kosten beispielsweise durch etwaige Courtagevereinbarungen bei Maklern.

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Dem schließe ich mich an. Darüber hinaus würde ich Folgendes empfehlen: Definieren Sie exakt Ihre Ziele. Wo wollen Sie hin mit der Bilanz oder was sind die Beweggründe? Hören Sie sich im Bankenkreis um und binden sie alle betroffenen Parteien rechtzeitig ein, zum Beispiel den Wirtschaftsprüfer, aber auch die Tochtergesellschaften und deren lokale Geschäftsführer. Wenn man alle Stakeholder rechtzeitig informiert und das Ziel erklärt, ist die Umsetzung umso leichter und es sollte dann kaum mehr negative Überraschungen geben.  Vor der Vertragsunterzeichnung würde ich noch ein oder zwei Referenzkunden nach Möglichkeit aus Österreich kontaktieren und deren Feedback zum ausgewählten Produkt erfragen. 

Dirk Fehring (RBI): Sie beide haben langjährige Erfahrung mit dem Thema Forderungsfinanzierung und beobachten auch regelmäßig den Markt. Warum haben Sie sich für die RBI entschieden?

Reinhard Ehrenberg (Lasselsberger): Die RBI ist für uns ein zuverlässiger Finanzierungspartner seit vielen Jahren und das war u.a. ein Grundkriterium bei der Auswahl der Bank. Konkret war die RBI-Lösung einfach das passendste Produkt für unsere Bilanz und für unseren Finanzierungsmix.

Wir haben in der Zwischenzeit eine neuerliche Ausschreibung gemacht und konnten feststellen, dass es für uns weiterhin kein besseres Produkt gibt. Insgesamt ist die Zusammenarbeit mit der RBI und dem Team dahinter wirklich außerordentlich gut, sehr einfach und immer lösungsorientiert. Daher gibt es von uns eine klare Empfehlung für dieses Produkt. 

Dominic Walch (Egger): Die Entscheidung fiel bei uns im Rahmen einer Ausschreibung für eine zweite Factoringlösung, die wir 2016 gesucht haben. Die RBI hat damals den Sprung in unseren Kernbank-Kreis geschafft und ist seither ein extrem wichtiger, stabiler Partner für EGGER geworden. Mit dem Factoring-Programm haben wir eine Lösung, die sowohl technisch im Reporting, aber auch in der Abwicklung und im Finden von Lösungen und auch im Weiterentwickeln des Programms sehr professionell abläuft. Wir haben seit der Implementierung weitere Währungen hinzugefügt, wir haben neue Länder ergänzt und wir haben mit der RBI einen fachkundigen Partner, der auch im Detail darauf achtet, dass rechtliche und regulatorische Aspekte im Programm erfüllt sind.

Dirk Fehring (RBI): Vielen Dank für das Gespräch!

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